Mittwoch, 14. Januar 2009

Begriffserklärung: authentisch

Heute möchte ich das im Gourmetbereich so beliebte und so arg strapazierte Wort authentisch mal etwas genauer unter die Lupe.

Authentisch bedeutet eigentlich nicht mehr als echt. In der Philosophie wird der Begriff der „Authentizität“ meist als Synonym für „Wirklichkeit, Wahrhaftigkeit oder Echtheit“ benutzt. Das kann man natürlich unter vielen verschiedenen Aspekten betrachten. Reden wir von authentisch leben meinen wir etwas ganz anderes als wenn wir von einem authentischen Greyerzer-Käse sprechen. Der bekannte Psychoanalytiker und Sozialphilosoph Erich Fromm hat vor Jahren das Buch „Authentisch leben“ verfasst. Seine Kernaussage kann man kurz auf den Nenner bringen, „dass wir nur dann zu einem glücklichen und erfüllten Leben finden, wenn wir authentisch leben.“ Das geschieht laut Fromm, „wenn wir aus uns selbst heraus leben und Entscheidungen treffen, und nicht bloß die Erwartungen von außen erfüllen.“ Eine ganz interessante Buchrezension finden sie hier.

Wenn wir die Idee der Echtheit auf das Beispiel des Greyerzer-Käses übertragen kommen wir schon zu einem differenzierteren Bild. Als Käufer eines Gruyère AOC denke ich eigentlich, dieser sei, als AOC (von kontrollierter Herkunft) ein authetisches Produkt, ein Käse der aus der Region Gruyère im Kanton Freiburg. Aber auch die Alpkäserei Fruitières de Nyon (unweit von Genf) darf Ihren Käse, wenn er nach dem Pflichtenheft produziert wurde als Gruyère verkaufen. Und überhaupt, was heisst denn das: ein authentisches griechisches Schafmilchyoghurt, ein authentischer Wein, ein authentisches Olivenöl? Beziehungsweise was erwarten wir davon und was von einem unechten Schafmilchyoghurt, einem unechten Wein und einem unechten Olivenöl? Muss das echte Schafyoghurt einfach nach griechischer Art gemacht sein damit wir es als echt anerkennen?

Wir sehen also, das Prädikat authentisch lässt einen enorm grossen Interprätationsspielraum zu. Auch ich benutze für die Produkte in meinem Sortiment die Bezeichnung authentisch. Bei mir ist damit gemeint, dass meine Delikatessen und Weine

naturecht
sind, also nicht mit Aromastoffen, Farb- und/oder Konservierungsmitteln versetzt wurden, dass sie so naturnah wie möglich produziert wurden. Das Erfüllen eines Biopflichtenheftes ist für mich nicht aussagekräftig. Naturecht heisst aber auch, dass es natürliche Produkte sind und die schmecken nicht jedes Jahr gleich. Das alleine genügt mir aber noch nicht. Ebenso wichtig ist mir dass die von mir angebotenen Produkte

qualitätsecht
sind. Das ist schon etwas schwieriger zu bennenen. Es sind keine Industrieprodukte. Dort wird der Geschmack oft nivelliert. Meine Produzenten, familiäre Klein- und Kleinstbetriebe die ich alle persönlich kenne, stecken oft jahrelange, harte Arbeit in die Verbsserung des Geschmacks bis sie ein Produkt haben, das echt ist, das dem Terroir entspricht, das lokale Sorten berücksichtigt, das traditionelle mit modernen Produktionsmethoden vereint, das ein echtes Stück handwerklicher Qualität darstellt. Reicht das? Solides Handwerk, natürlich produziert, ist schon mal nicht schlecht, garantiert aber noch kein ausgewähltes Spitzenprodukt. Darum sind alle boccafino-Produkte auch

geschmacksecht
Das heisst, wenn Sie eine Aprikosenkonfitüre kaufen, dann schmeckt die eben wie Aprikosen. Um das zu erreichen habe ich in jahrelangen Auswahlprozessen Produkte verglichen, Degustationen durchgeführt, mit den Produzenten diskutiert und so lange ausgesiebt, bis ich wirklich nur noch Produkte vom Besten hatte.

Deshalb benutze ich das adjektiv authentisch.

Keine Kommentare: